Friedrich Vötter

Ausgleich zu den Sternen

(04.10.2023)

Friedrich Vötter ist ein „klassischer Bauernbua“, wie er selbst sagt. Aufgewachsen auf einem Hof im Wipptal sahen seine Karrierepläne eigentlich anders aus: „Ursprünglich bin ich gelernter Karosserie-Bauer“, erzählt er, während er zwischen alten Instrumenten in der historischen Sternwarte in Hötting Platz nimmt. Die Betreuung des Gebäudes und der dort untergebrachten Apparaturen ist nur eine seiner Aufgaben. „Ich habe mich dann auf Maschinenbau spezialisiert. Und so bin ich eigentlich durch Zufall an die Uni gekommen.“

Mittlerweile ist er seit 22 Jahren hier tätig, leitet als Techniker die Werkstätte des Instituts für Astro- und Teilchenphysik und kümmert sich um die Instandhaltung sowohl der historischen als auch der modernen Sternwarte der Universität. Außerdem ist er Teil der Öffentlichkeitsarbeit des Instituts. So verbindet er mehrere seiner Leidenschaften. „Die Technik ist natürlich faszinierend – sowohl historische Apparaturen wie das, was wir hier sehen, als auch die Hightech Instrumente, die am Institut im Einsatz sind.“ Aber auch der Faktor Mensch darf nicht zu kurz kommen. So ist Vötter auch Teil des Teams, das die Astro-Nächte betreut, bei denen Besucher im Herbst und Winter am Institutsdach das Universum und die Technik, mit der es erforscht wird, erklärt bekommen.

Klar getrennt

Zuhause steht bei Friedrich Vötter allerdings kein Teleskop. „Die Trennung von Arbeit und Privatem ist mir sehr wichtig“, betont er. „Auch wenn es keinen Tag gibt, an dem ich ungern arbeiten gehe, lebe ich genauso gerne meine Hobbys.“ Ganz vorne steht dabei die Musik, die ihn seit 35 Jahren begleitet. Als klassisch ausgebildeter Klarinettist ist er Mitglied der Bundesmusikkapelle Rum. Mittlerweile gehört auch das Saxofon zu seinem Repertoire „und seit vier Jahren konzentriere ich mich eigentlich ausschließlich auf die Oboe.“ Denn die habe es in sich, meint er lachend. „Oboen haben in vielen Stücken Passagen, die ich besonders schön finde. Aber so wunderbar sich das Instrument anhören kann, umso weniger verzeiht es Fehler. Und dann klingt es sehr schnell wie eine Ente“ – was ihm mitunter Witzeleien seiner beiden Söhne einbringt, die in derselben Kapelle der Klarinette treu geblieben sind. Auf Vötters Liste von Stücken, die er noch meistern möchte, findet sich unter anderem Ennio Morricones Gabriel‘s Oboe. „Das dürfte auf kurz oder lang machbar sein“, ist er zuversichtlich. „Aber wie bei allem im Leben bedarf es auch hier einer gewissen Hartnäckigkeit.“

Land-Sport

Körperlichen Ausgleich holt sich Vötter beim Sport. Egal ob auf Bergwanderungen, beim Laufen oder beim Radfahren fühlt er sich wohl – nur Wasser ist nicht so ganz das Seine. „In meiner Kindheit am Bergbauernhof gab es nicht allzu viele Möglichkeiten zum Schwimmen“, meint er. „Also habe ich das ‚erst‘ mit 23 in einem Pool in Griechenland gelernt – und kann mich zwar leidlich über Wasser halten, aber das war‘s dann auch schon.“ Anders verhält sich die Sache im gefrorenen Aggregatszustand. Skifahren gehört für den Techniker jeden Winter dazu. Wobei er den Liften und Pisten vor einigen Jahren den Rücken gekehrt hat. „Das war mir zu viel Trubel und billiger wird’s auch nicht“, meint er. Deswegen ist er auf Tourenski umgestiegen. „Da kommt das meditative Erlebnis des Aufstiegs dazu – und einmal abfahren reicht mir eigentlich.“

Herausforderungen mit Bedacht

Auch im Sport setzt Vötter sich seine Ziele realistisch und mit Bedacht. „Das war vielleicht früher einmal, dass ich einen besonders hohen Berg gesehen und mir überlegt habe, ob ich das schaffen würde. Heute reicht es mir, so weit zu kommen, wie meine Kraft mich trägt. Der Mount Everest wird mich wohl nicht mehr sehen. Dafür gibt es hier sehr viele schöne Gipfel, mit denen man auch zufrieden sein kann.“

So geht es ihm, gleich wie bei der Musik, nicht um die Höchstleistung, sondern um das Erlebnis an sich, das er am liebsten mit anderen teilt. „Ich bin ein Mensch, der sehr gerne mit Menschen umgeht. Das ist in der Kapelle genauso wie beim Wandern oder Touren-Gehen. Zwischenmenschliches muss überall Platz finden. Dann macht es Spaß, egal ob in der Arbeit oder in der Freizeit.“

(Autor: Daniel Feichtner)

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Steckbrief

Porträt von Friedrich Voetter

Name

Friedrich Vötter

Funktion

Techniker am Institut für Astro-und Teilchenphysik

An der Uni seit

2001

Wohnort

Rum

Herkunft

Gries am Brenner

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